In Deinem Alter schaffst Du das eh nicht...
...ist einer von Judiths Lieblingssätzen, wenn sie unbedingt will, dass Frank DAS macht (eine Provokation, die übrigens den Haushalt betreffend Null Erfolgschance hat 😒).
Nachdem seine Ideen, wie Frank das ganze Unterfangen noch dem vorzeitigen Ende widmen kann, immer größere Blüten trugen, kam Judith DER Einfall. Wir machen ein Charity Ereignis daraus. Ingo und Frank fahren nach Berlin (mehr Kilometer, weniger Höhenmeter, Tschakka!) und Judith spendet mit ihrer Firma 5 Euro/km für einen guten Zweck, die Hälfte geht in Ingos Heimat, die Hälfte nach Berlin. ABER, NUR wenn Frank die Strecke schafft (bei Ingo sind die Zweifel verschwindend gering)!
Aufgeben ist nun also keine Option mehr. Trainieren! Schwitzen! Quälen! Durchhalten! Jammern stehen jetzt auf Franks Speiseplan.
Wie der Wahnsinn seinen Anfang nahm...
...kurz umrissen, mit (scheinbar zu) gutem Grappa und Wein.
Wie immer im Leben, braucht es zur Aufhübschung der eigenen Verwirrtheit ein bis zwei Schuldige. Die sind auch schnell festgemacht: Sula und Judith. Wie sollte es auch anders sein? Schuld ist immer der Gärtner, wenn der nun aber gerade nicht zur Verfügung steht, müssen halt die Weiber herhalten. So beginnt auch diese ungewöhnliche Geschichte.
Sula und Judith stolpern durch die sozialen Medien übereinander - Schicksal, Zufälle gibt es nicht - und finden sich gegenseitig sofort voll toll (was auch nicht sonderlich verwundern kann, da beide auch so ein ganz klein wenig ein Ding an der Bimmel haben). Die Frauen beschließen, dass man sich unbedingt auch persönlich treffen muss. Kurzer Kalenderabgleich und Sula und Ingo stehen vor der Haustür von Judith und Frank.
Der erste Abend endet harmonisch, unterhaltsam, feuchtfröhlich und (noch) unspektakulär. Der zweite Abend verspricht noch feuchter zu werden, nach leckerem Essen mittags mit der ein und anderen Flasche Wein folgt Whiskey, Grappa, Rum, noch mehr Wein. Gaaanz schlechte Mischung für die groß(kotzige) Klappe eines gewissen Schreibtischtäters Frank. Durchtrainierte 186cm erzählen stolz von den Herausforderungen eines Triathlon, vom inneren Schweinehund, der gerne auf der Schulter mit schwimmt, radelt und läuft, vom Stolz ins Ziel zu keuchen, vom Adrenalin, seinem Material und seinem neuem Bike. Das vorige Rennrad soll einen neuen Besitzer finden... Dieser Satz hätte so nie fallen dürfen! Schließlich hat ja auch Frank vor rund 40 Jahren schon mal auf einem Rennrad gesessen, soll heißen, er ist sozusagen ausgebildeter Rennradprofi (das hatte damals nämlich schon eine Shimano Schaltung 🙄).
"Kauf ich!" Der nächste Satz, der so nie hätte fallen dürfen! Da Ingo nämlich an seinem Schätzchen hängt und dieses nur in liebevolle Hände abgeben möchte, schlägt er vor, Frank solle mal an einem Wochenende vorbeikommen und das Rad Probe fahren. An sich klingt das nach einem plausiblen Vorschlag.
Allerdings nicht für Frank. Untrainierte 184cm und dezent adipöse 110kg (was ein wichtiges Detail dieser Story ist) sind der Meinung, das wäre doch ein Einfaches, dieses Rennrad gleich nach Hause, nach Bad Harzburg, zu fahren. Klingt sinnvoll, irgendwie muss es ja hierher. Unglücklicherweise schien eines der zahlreich verkonsumierten alkoholischen Wundertüten jedoch direkten Einfluss auf das Erinnerungs-Gen genommen zu haben. Erst am nächsten Morgen konnte sich Frank dunkel daran erinnern, dass Sula und Ingo in der Nähe von Bad Tölz leben. Eine Radtour von ungefähr 580 Kilometern mit sage und schreibe rund 7.000 zu bewältigenden Höhenmetern. Da Ingo sich bereits locker lächelnd auf diese Radtour eingelassen hatte, begann Franks Kopfkino:
"Wenn ich nach 5 km in Ingos Hinterrad krache, bin ich raus aus der Nummer!", "Jule, Du bist doch auf meiner Seite, oder? ("Ääh, nee") Ich sag Ingo, er kann schon mal vorfahren und dann sammelst Du mich mit dem Auto auf!", "Das hält mein Knie nicht durch, ich muss die Tour absagen!", "WARUM HAST DU MICH NICHT DAVON ABGEHALTEN?", "Ich muss mir irgendwas einfallen lassen, um die Tour zu sabotieren!" usw.
Doof gelaufen...